Ein Gespür für Grönland

Mit der Ausstellung «Grönland. Alles wird anders» begibt sich das Alpine Museum der Schweiz ALPS an den nördlichsten Rand der Zivilisation – und trifft auf Menschen, Eisberge und Müllberge. Die Schau überrascht mit irritierend schönen Bildern.

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(Bild: BKA)

Wie alle peripheren Zonen der Welt ist Grönland von hier aus gesehen weit weg – und vor allem Kopfkino. Inuit, Fjorde, schmelzendes Eis und die Eisbären und Wale, die darüber, dazwischen und darunter leben, fallen ein. Das ALPS-Ausstellungsteam rund um Museumsdirektor Beat Hächler reiste wirklich hin und verbrachte insgesamt zehn Wochen in der spärlich besiedelten, dänischen Ex-Kolonie am Rande der Arktis. Das Grönland, dem sie dort begegneten und das sie in Form der Ausstellung «Grönland – alles wird anders» zurückbrachten, überrascht. Und beginnt auch gleich mit Bildbrüchen: Eine Wand voller Bildschirme empfängt mit Eisbergen, die einstürzen, Trump, der Grönland kaufen will, der Flughafenbaustelle von Ilulissat, die Zeuge sein lässt, wie eine Bergkuppe weggesprengt wird.

«Wir versuchten, unsere eigenen Vorstellungen und Vorannahmen zu Hause zu lassen und möglichst ergebnisoffen zu dokumentieren, was wir antrafen», erklärt Beat Hächler das Vorgehen für die grossangelegte Schau, die sich über zwei Stockwerke erstreckt. Sich einfach ganz auf das Land einzulassen, das bewährte sich bereits in der viel beachteten Nordkorea-Ausstellung des ALPS, «Let’s Talk About Mountains», die dasselbe Ausstellungsteam 2021 realisierte.

«Wir vertrauen Grönland und lassen das Material sprechen.» 70 Interviews kamen zu Stande, 32 davon fanden Eingang in die Ausstellung, und von den 87 Stunden Filmmaterial, das die Ausstellungsmachenden sammelten, sind an die vier Stunden geblieben, die nun auf zahlreichen in der Ausstellung verteilten Bildschirmen laufen.

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